Ich heiße Simon Poppe, bin 1968 geboren und wurde 1984 von neuem geboren durch den Geist Gottes und durch den Glauben an Jesus Christus. Ich bin seit 1992 mit meiner peruanischen Frau Ruth verheiratet und wir haben eine Tochter namens Rebekka (1995). Ich bin selbständiger Malermeister (seit 1998) und habe eine Firma in Bremen mit zehn Mitarbeitern.
Ich bin zwar nicht in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, aber von Kind an habe ich an Gott geglaubt und ging auch zeitweise zu den christlichen Pfadfindern, wo ich zum ersten Mal von Jesus Christus hörte. Als Jugendlicher war ich oft in Schlägereien verwickelt, die nicht selten vor Gericht endeten. Als ich 1983 wegen einer Schlägerei die Schule wechseln musste, lernte ich einen neuen Klassenkameraden kennen, der einer christlichen Freikirche angehörte und bis heute einer meiner besten Freunde ist. Durch ihn lernte ich zum ersten Mal die Bibel kennen und fing an, regelmäßig darin zu lesen. Am 01.09.1984 wurde ich von einer anderen evangelischen Freikirche (Missionsgemeinde Bremen) zu einer Evangelisation eingeladen. Am Abend des selben Tages bekehrte ich mich und übergab mein Leben Jesus Christus als meinen HErrn und Retter.
Im Frühjahr 1985 lernte ich dann Christen in Bremen-Blumenthal kennen, die sich keinen Namen gaben und sich im Haus eines Bruders namens Edgard Böhnke versammelten. Sie gehörten zu einem Kreis von sehr streng bibeltreuen Christen, der vor 80 Jahren mal von einem gewissen Percy W. Heward in London gegründet wurde und in mehreren Ansichten den Plymouth-Brüdern (Darbysten) ähnelt. Die Hausgemeinde wurde von einem gewissen Daniel Werner aus Sachsenheim betreut, der einmal im Monat zu Besuch kam. Mir fiel auf, dass diese Christen die Heilige Schrift viel besser kannten wie kaum jemand anderes, den ich bis dahin kannte, und ich beschloss, von da an nur noch dorthin zu gehen. Mit 17 ließ ich mich taufen (aufgrund meines Glaubens durch Untertauchen in einem See, wie es in Gottes Wort gelehrt wird) und verbrachte dann mehrere Monate als Austauschschüler in den USA. Als ich 18 wurde, bat mich meine Mutter, das Haus zu verlassen, da sie mein radikal verändertes Leben nicht mehr ertragen konnte. So nahm mich das gläubige Ehepaar aus Blumenthal in ihr Haus auf und wurden sozusagen meine „geistlichen Eltern“.
In den darauf folgenden vier Jahren lebte ich bei diesen Glaubensgeschwistern in völliger Absonderung von der Welt, d.h. ohne Radio und Fernsehen, ohne Bücher und Musik, stattdessen nur dreimal am Tag Bibel lesen, sowie beten und arbeiten. Und obwohl man sich das kaum vorstellen kann, war es für mich eine sehr glückliche Zeit in meinem Leben. Ich brach den Besuch des Gymnasiums nach der 11. Klasse ab („Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch zu den niedrigen“ – Röm.12:16) und machte eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Im Anschluss daran machte ich meinen Zivildienst im OP eines Krankenhauses.
Eines Tages im Jahr 1988 besuchte uns ein junger Glaubensbruder aus Lima, der zur selben Gruppierung gehörte wie wir. Durch ihn erfuhren wir viel von unseren Brüdern in Peru, und in mir erwuchs die Sehnsucht, diese eines Tages zu besuchen, weshalb ich anfing, mir Spanisch beizubringen. Im Sommer 1991 machte ich dann eine Radtour durch Deutschland, um Christen aus anderen Gemeinden zu besuchen. Dann verbrachte ich vier Monate in Rumänien, um beim Aufbau eines Kinderheims zu helfen. Im Januar 1992 fuhr ich dann zum ersten Mal nach Peru für drei Monate und machte von dort eine Rundreise durch Ecuador, Kolumbien, Costa Rica und El Salvador, wobei ich in vielen Gemeinden dort predigen durfte. In der letzten Woche meines Aufenthalts in Südamerika verliebte ich mich noch in Ruth, der gläubigen Tochter des leitenden Bruders in Lima, und wir beschlossen, bei meiner nächsten Peru-Reise zu heiraten.
Dies geschah dann auch im Dezember 1992 durch Gottes Güte, nachdem ich zuvor eine weitere Rundreise durch Lateinamerika gemacht hatte. In Guatemala wurde ich dann aber von dem argentinischen Geschäftsmann Samuel Franco, dem obersten Boss dieser Percy-Heward-Gruppierung, exkommuniziert, so dass ich in der Folge in einigen Ländern Südamerikas Predigtverbot bekam. Indes hatte mir Gott gezeigt, dass ich ein Heim für arme Straßenkinder gründen sollte. So kaufte ich ein Landhaus in Ecuador und beschloss 1994, mit meiner Frau Ruth nach Ecuador auszuwandern. Wir bauten das Haus um und gründeten eine Stiftung mit Hilfe eines Missionars aus Berlin namens Hans-Udo Hoster. Als jedoch 1995 meine Frau schwer krank wurde und auch noch ein Krieg ausbrach zwischen Ecuador und Peru, mussten wir das Land verlassen und fuhren wieder zurück nach Deutschland. Kurz darauf schenkte Gott uns eine Tochter namens Rebekka.
Da wir aufgrund der Krankheit meiner Frau die Kinderheimarbeit in Ecuador nicht fortsetzen konnten, suchten wir einen Nachfolger für das Projekt. Als dann 1996 zwei Kandidaten nacheinander absprangen, mussten wir die Kinderheim-Idee ganz aufgeben. Unterdessen war ich 1996 auch in eine schwere Glaubenskrise geraten, die durch Heuchelei und Inkonsequenz in den Monaten zuvor ihren Anfang nahm. Ich begann, bibelkritische Literatur zu lesen und fragte mich, ob ich mir das mit Gott und Jesus vielleicht alles nur eingebildet hätte. Nach und nach verlor ich dann völlig meinen Glauben – zum Entsetzen meiner lieben Frau Ruth, die gerade ihren Doktortitel als Tierärztin erworben hatte. Wir vereinbarten, dass unsere Tochter dennoch im christlichen Glauben auferzogen werden sollte und ich ihr bis zur Volljährigkeit nichts von meinem Unglauben verraten solle. Meine Frau betete ständig für mich und hoffte darauf, dass ich allmählich wieder zum Glauben an Gott zurückfinden würde. Ich wiederum schürte in ihr diese Hoffnung, indem wir jahrelang regelmäßig in eine freikirchliche Gemeinde gingen und zu Hause gemeinsam beteten. Tatsächlich bewegte ich mich aber immer weiter weg von Gott, indem ich heimlich düstere, antichristliche Gothic-Musik hörte und Pornofilme ansah. Auch besuchte ich eine Zeit lang die Freimaurer und Atheisten und kaufte mir jede Menge Bücher gegen den christlichen Glauben. In mir spürte ich eine tiefe Enttäuschung wie nach einer zerbrochenen Liebesbeziehung. Aber ich machte auch die Erfahrung, dass ich nun überhaupt keine Freunde oder Vertraute mehr hatte, denn allmählich hatten sich alle von mir distanziert, und neue Gleichgesinnte zu finden erwies sich als unerreichbar. Die immer stärker werdenden Rückenschmerzen meiner Frau, schweißten uns jedoch immer enger zusammen, bis meine Frau 1999 wie durch ein Wunder spontan geheilt wurde. Dass dies Gottes Barmherzigkeit war, erkannte ich damals nicht.
Nachdem ich die Meisterschule beendet hatte, machte ich mich 1998 selbständig und hatte schon nach relativ kurzer Zeit einen beachtlichen Erfolg. Da ich mich besonders um schwer vermittelbare Jugendliche kümmerte, wurde ich mehrfach ausgezeichnet, 2004 sogar zum „besten Ausbildungsbetrieb Deutschlands“. Wir kauften uns ein Haus in Bremen und meine Firma wuchs auf bis zu 17 Mitarbeitern. Doch trotz aller äußeren Erfolge empfand ich mein Leben als sinnlos und leer. Mein Leben war irgendwie zu einem für mich unerträglichen Stillstand gekommen, und ich hoffte immer, dass irgendwann mal etwas passieren würde, was mein Leben auf einen Schlag völlig ändern würde. An Gott habe ich überhaupt nicht mehr gedacht, sondern war stattdessen froh und stolz, dass ich das Christentum überwunden hätte. Kaum einer wie ich kannte so viele Argumente gegen den Glauben, aber leider interessierte sich auch niemand für meine Argumente. So beschloss ich, im Internet als selbsternannter „Aufklärer“ gegen den Glauben zu Felde zu ziehen, denn wenn ich schon keine Befürworter fand, so wollte ich mir wenigstens viele Gegner schaffen, nach dem Motto: „Viel Feind‘, viel Ehr’“. In Foren wie „www.jesus.de“ versuchte ich, zweifelnde Christen ganz für den Unglauben abzubringen, bis ich nach mehreren „Gelben“ und „Roten Karten“ endgültig Hausverbot erteilt bekam.
2010 kehrten allmählich die Schmerzen meiner Frau zurück und wurden mit der Zeit immer schlimmer, so dass sie zuletzt fast am Leben verzweifelte und nur noch bei Gott sein wollte. Auch unsere Tochter war inzwischen in die Pubertät gekommen, so dass es immer mehr Streit und Zickenterror bei uns zuhause gab. 2013 hat man dann auf CT-Bildern eine tennisballgroße „Raumforderung“ in meinem Gehirn entdeckt. Ich war mir sofort sicher, dass ich nun nicht mehr lange zu leben hatte und reagierte entsprechend mit einer stillen Wut und Trauer. Doch schon bald darauf stellte sich heraus, dass es doch kein Hirntumor war, sondern nur eine relativ harmlose „Arachnoidalzyste“.
Zwei Monate später fand man jedoch bei mir tatsächlich einen Tumor, und zwar in der rechten Nebenniere (Conn-Syndrom). Der Arzt verordnete mir bis zur OP starke Medikamente, die mich völlig lahm legten. Ich konnte meine Selbständigkeit zeitweise kaum mehr richtig ausführen und bekam Depressionen. In meiner Not betete ich zu Gott und bekannte Ihm unter Tränen meine Schuld. Eigentlich glaubte ich ja gar nicht mehr an Ihn, aber meine Verzweiflung war einfach zu groß, dass ich alles versuchen wollte. Doch plötzlich vernahm ich deutlich eine Stimme in mir, die zu mir redete, und ich war mir sicher, dass dies Gott selbst war. Minutenlang redete Er zu mir und ich lauschte wie gebannt, was Gott mir sagen wollte. Erst als ich aus diesem Gebet „erwachte“, wurde mir allmählich bewusst, dass ich gerade etwas völlig Irrationales erlebt hatte, da ich Gott doch bis dahin für tot hielt. Aber nun konnte ich Ihn nicht mehr leugnen, denn die Stimme war für mich absolut real. Es war der 07.05.2014, als mir plötzlich bewusst wurde, dass ich von nun an kein Agnostiker oder Atheist mehr sein konnte, denn ich konnte Gottes Existenz nicht mehr leugnen.
In den darauf folgenden Tagen betete ich ständig, weil ich diese Erfahrung immer wieder machen wollte. Allerdings glaubte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht an die Bibel oder die Auferstehung etc. Mir reichte schon einfach der Glaube an Gott. Aber Gott selbst reichte das offenbar nicht, und so geschah es, dass ich im Sommer 2014 nach und nach auch meinen Glauben an das Wort Gottes und an Jesus Christus zurückerlangte. 18 Jahre waren inzwischen vergangen, in denen ich nicht mehr geglaubt hatte, und ich erinnerte mich wieder an meinen Taufspruch als damals 17jähriger, der sich auf einmal wie eine Prophezeiung erfüllt hatte: „Simon, Simon, siehe der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht (endgültig) aufhöre; und du, wenn du einst zurückgekehrt bist, dann Stärke deine Brüder“ (Luk.22:31-32).
Doch trotz meines erneuerten Denkens hatte sich mein Leben zunächst noch nicht allzu viel verändert, denn ich verfiel immer wieder in die alten Verhaltensmuster. Mein HErr Jesus zeigte mir dann an einem Abend, was der Grund sei für meine ständigen Rückschläge: Mein Zimmer war noch immer bis an die Decke angefüllt mit Hunderten von „Ablenkungs-Götzen“, d.h. von DVDs, Büchern, Musik-CDs und Hörbüchern. Ich wollte mich jedoch noch nicht von diesen trennen, weil ich so viel Zeit und Geld in diese investiert hatte, und so beschloss ich kurz vor meiner OP im Dezember 2014, wenigstens die ganzen atheistischen Bücher und CDs zu vernichten (s. Bücherverbrennung Dez. 2014). Kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus habe ich dann aber fast eine ganze Nacht im Gebet verbracht und mir danach vorgenommen, alles weg zu tun aus meinem Haus, was mich an mein altes Leben erinnerte. So erleichterte ich mich nach Weihnachten von mehr als 20 Kisten an Unterhaltungsmedien und warf sie auf den Müll bzw. verschenkte sie, so dass am Ende mein Zimmer fast völlig leer war. Für mich war es, als hätte ich die Festplatte meines Lebens komplett formatiert und könnte jetzt endlich wieder frei sein ohne den ganzen „Datenmüll“ meines Lebens, der sich bis dahin so sehr angehäuft hatte.
Durch diesen Befreiungsschlag fand ich endlich die innere Ruhe, um von dort an wieder regelmäßig mit meiner Frau zu beten und in der Bibel zu lesen. Unsere Ehe wurde durch diese Maßnahme auf einen Schlag in die oberste Glücks-Liga katapultiert, und ich kann sagen, dass dies bis heute anhält. Auch in der Beziehung zu meiner Tochter wurden dann allmählich Fehlentwicklungen geheilt, so dass ich heute wieder eine sehr vertrauliche Beziehung zu mir hatte. Selbst meine Mitarbeiter staunten nicht schlecht über meine radikale Veränderung. Zwei von ihnen fingen dann ebenso an, in der Bibel zu lesen und wurden Christen. Im Sommer 2015 traf ich mich dann jeden Samstag mit einem Bruder in der Bremer Innenstadt und predigte das Evangelium in der Fußgängerzone. Auch zahlte ich über 30.000 € an das Finanzamt zurück wegen vergangener Steuersünden. Und wenn Kunden ihre Rechnungen nicht bezahlen wollten, ging ich nicht mehr sofort zum Anwalt, um sie zu verklagen, sondern einigte mich außergerichtlich mit ihnen, gemäß dem Worte Jesu in der Bergpredigt: „Willfahre deiner Gegenpartei schnell, während du mit ihr auf dem Wege (zum Gericht) bist…Widerstehet nicht dem Bösen, sondern wer irgend dich auf deinen rechten Backen schlagen wird, dem biete auch den anderen dar…“(Matth.5:25, 6:39).
Zu Gottes Ehre kann ich nur bekennen: Gott hat wirklich alles neu gemacht in meinem Leben und mir all das hundertfach erstattet, was ich zuvor um Seinetwillen aufgegeben hatte. Ich war so dumm gewesen, dass ich glaubte, ohne Gott ein besseres Leben führen zu können, aber jetzt wo Gott mir die Augen geöffnet hat, kann ich nur beschämt mich vor Ihm beugen und bekennen wie Hiob: „So habe ich denn beurteilt was ich nicht verstand. Dinge zu wunderbar für mich, die ich nicht kannte. Höre doch, und ich will reden; ich will Dich fragen, und Du belehre mich! Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von Dir gehört, aber nun hat mein Auge Dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche“ (Hiob 42:3-6).
Nietzsche hatte zumindest in diesem Punkte recht, wenn er in seinem Gedicht schrieb, dass man ein „Narr“ ist, wenn man die Wärme und Geborgenheit bei Gott verläßt und sich aufmacht, um in die „stumme und kalte Welt“ außerhalb hinauszugehen, wo man innerlich nur erfrieren kann. Ja, wahrlich: „Weh dem, der keine Heimat hat!“ Dieses Bild habe ich 2011 gemalt, als mir im tiefsten Grunde bewußt wurde, was ich alles durch meinen Abfall vom Glauben verloren hatte. Heute, nachdem ich als „verlorener Sohn“ zu meinem Vater zurückgekehrt bin, kann ich nur mit Paulus sagen:
„Was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja, wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, Meines HErrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, auf dass ich Christum gewinne und in Ihm erfunden werde…um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden… Nicht dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei, ich jage Ihm aber nach… Brüden, ich halte mich selbst nicht dafür, es ergriffen zu haben; EINES aber tue ich: Vergessend was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes in Christo Jesu.“ (Phil.3:7-14)
Amen!
Bremen, den 22.02.2016 Simon Poppe
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